FASZINATION NATUR IM FOKUS
Er ist einer der renommiertesten Wettbewerbe für Naturfotografie: der Wettbewerb Europäischer Naturfotograf des Jahres. Jedes Jahr ermittelt die Gesellschaft für Naturfotografie (GDT) die besten Fotomotive und kürt einen Gesamtsieger sowie den Fritz Pölking Preis und den Rewilding Europe Award. In diesem Jahr gewann erneut ein spanischer Fotograf mit einem Insektenbild: Jaime Rojo überzeugte die internationale Jury mit dem Bild „Im Wald der Monarchen“.
Knapp 18.000 Aufnahmen wurden von fast 1.000 Amateur- und Profifotografen aus 38 Ländern eingereicht. Die fünfköpfige, international besetzte Jury ermittelte in drei Tagen intensiver Arbeit 107 Siegerbilder in neun Kategorien und zwei Sonderkategorien. Gesamtsieger und damit Europäischer Naturfotograf des Jahres 2024 ist der spanische Fotograf Jaime Rojo mit dem Bild Im Wald der Monarchen. Die spektakuläre Aufnahme gelang ihm im Schmetterlings-Schutzgebiet El Rosario in Mexiko, in dem Jaime für das
National Geographic Magazine unterwegs war. Dicht gedrängt überwintern die Monarchfalter (Danaus plexippus) dort in den Zweigen der Oyamel-Tannen (Abies religiosa), nachdem sie im Herbst tausende von Kilometern aus ihrem Sommerquartier im Norden Amerikas zurückgelegt haben. Durch die Baumkronen und auch durch ihre Zusammenballung in riesigen Mengen sind die Falter vor der Witterung gut geschützt, doch schon kleinste Veränderungen in der Walddecke können das empfindliche Mikroklima, an das sich die Schmetterlinge angepasst haben, negativ beeinflussen.
Sabine Riewenherm, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) und Schirmherrin des Wettbewerbs, erläutert: „Die Zukunft dieser Falter ist – wie die so vieler anderer Arten – bedroht. Denn ihre Lebensgrundlagen schwinden: Die intensive Landwirtschaft, verbunden mit dem Einsatz von Herbiziden, vernichtet die Seidenpflanze und damit eine wichtige Futterquelle für die Raupen, illegale Abholzungen zerstören ihre Rastplätze und die zunehmenden Winterstürme als Folgen des Klimawandels lassen sie auf ihrer Reise verenden.“
Jaime Rojo studierte Umweltwissenschaften in Madrid und begann seine berufliche Laufbahn 2004 in Mexiko, wo er in einer Naturschutzorganisation arbeitete, um die Einrichtung neuer Schutzgebiete, biologischer Korridore und Wiederaufforstungsmaßnahmen zu fördern. Nach mehr als 15 Jahren im Ausland, in denen er zahlreiche Umweltkommunikations-Kampagnen leitete, kehrte Jaime 2020 nach Spanien zurück, wo er seine Arbeit im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit fortsetzt.
Vom Vogelmotiv bis Atelier Natur: Preise in neun Kategorien
Die Bilder des Wettbewerbs können in neun Kategorien und zwei Sonderkategorien eingereicht werden. In jedem Bereich wählt die Jury die zehn besten Bilder aus und nominiert eines davon zum Siegerbild. Im diesjährigen Wettbewerb gewann Luca Melcarne aus Frankreich in der Kategorie Vögel, Robert Canis aus Großbritannien erreichte den ersten Platz in der Kategorie Säugetiere, und von GDT-Mitglied Theo Bosboom aus den Niederlanden stammt das Siegerbild in der Kategorie Andere Tiere. Svetlana Ivanenko aus Russland setzte sich in der Kategorie Pflanzen und Pilze durch, und der Franzose „Check my Dream“ gewann in der Kategorie Landschaften. Im Themenbereich Unterwasserwelt machte der Spanier Angel Fitor das Rennen, während
Jaime Culebras, ebenfalls aus Spanien, sich Platz eins in der Kategorie Mensch und Natur sicherte. In der Wettbewerbskategorie Atelier Natur wählte die Jury ein Bild von Ádám Fáth aus Ungarn auf den ersten Platz.
Talente fördern: Auszeichnungen für den Nachwuchs
Auch der naturfotografische Nachwuchs hat die Chance, sein Können im Wettbewerb unter Beweis zu stellen. Hierfür gibt es eine Kategorie für Jugendliche bis 14 Jahre und eine für die 15- bis 17-Jährigen. Der erst zehn Jahre alte Spanier Alberto Román Gómez siegte in der Jugendkategorie bis 14 Jahre. Den ersten Platz unter den 15- bis 17-Jährigen gewann GDT-Mitglied Louis Werner aus Deutschland.
Der Rewilding Europe Award
Zum dritten Mal wurde in diesem Jahr der Rewilding Europe Award in Kooperation mit der Organisation Rewilding Europe vergeben, um herausragende Leistungen in der Fotografie mit dem Schwerpunkt Rewilding zu würdigen. Hier geht es darum, der Natur in von Menschen geprägten Regionen Zeit und Raum zu geben, sich selbst wiederherzustellen. Durch die Schaffung der richtigen Voraussetzungen kann die Natur Landschaften wieder selbst gestalten. Dazu gehören eine ursprüngliche Flussdynamik, die natürliche Sukzession von Wäldern, vollständige Nahrungsketten mit ihren vielfältigen Räuber-Beute-Beziehungen, die Schaffung von Offenlandschaften als Folge der Beweidung durch große Herbivoren und vieles mehr.
Der Schwede Staffan Widstrand belegte mit seinem Bild Iberischer Luchs den ersten Platz. Sein Bild überzeugte die Jury, die neben der ENJ-Jury aus Laurien Holtjer von Rewilding Europe und dem britischen Fotografen Neil Aldridge bestand.
Preis mit besonderer Story: der Fritz Pölking Preis
Der Fritz Pölking Preis ist ein Story-Preis. Er widmet sich besonderen Fotoprojekten oder Portfolios. Hector Cordero aus Spanien erzählt in seiner Story Zugvögel vom Einfluss von Licht und Glas auf Zugvögel und gewann damit diesen besonderen Preis, den die GDT seit 2007 in Kooperation mit dem Tecklenborg-Verlag ausschreibt.
Den Fritz Pölking Jugendpreis gewann Gianluca Damiani aus Italien. Er setzt sich mit seinem Portfolio Urban Jungle mit der zunehmenden Urbanisierung auseinander. Er überzeugte die Jury mit der Vielfalt der Tierwelt rund um die antiken Ruinen Roms. Neben der ENJ-Jury gehörten auch Gisela Pölking und Hans-Peter Schaub vom Magazin Naturfoto der Jury an.