Ferhat Bouda im Fotografie Forum Frankfurt

Menschlichkeit im Wandel der Zeit

Ehemals nomadische Gemeinschaften sind ein wesentliches Thema im Werk von Ferhat Bouda. In beeindruckenden visuellen Erzählungen dokumentiert der in Frankfurt lebende Fotograf das Leben und Überleben der vor immer neuen Veränderungen stehenden Kulturen. Aktuell sind seine Fotos im Fotografie Forum Frankfurt bis zum 15. Mai zu sehen.

Seit zehn Jahren reist Bouda in abgelegene Wüstendörfer, zu Lehmbauten in den Bergen und in traditionelle Stadtviertel in ganz Nordafrika und fotografiert den heutigen Alltag der Imazighen, „freie Menschen“, ein Begriff, den viele dieser Gemeinschaften dem verbreiteten Begriff der Berber vorziehen. Auch die rauen Landschaften der Mongolei sind Hintergrund für Boudas geheimnis- und kraftvolle Schwarz-Weiß-Bilder von inzwischen überwiegend sesshaften ethnischen Gruppen.

Die Ausstellung FERHAT BOUDA. PHOTOGRAPHS AND DIARIES zeigt das Wohnen in Zelt, Höhle oder Kanalisation, den Broterwerb auf Feld oder Müllhalde, das Unterwegssein auf Kamel und Motorrad. Dazu oft schemenhafte menschliche Silhouetten, die wie eins wirken mit der Umgebung, in der sie leben. Und doch ebenso bedroht, ob von Klimawandel, politischem Konflikt oder aus anderen Gründen. Diverse soziale Gemeinschaften bestimmen auch Boudas Fotografien aus der Mainmetropole Frankfurt: Zu sehen sind unter anderem Punks, Menschen bei Demonstrationen, im Bahnhofsmilieu oder bei religiösen Festen. Wie alle Bilder des Künstlers stellen auch diese Aufnahmen die Frage nach kultureller Resilienz und dem Menschlichen in einer sich permanent wandelnden Welt.

Neben Fotografien und Multimedia-Aufbereitungen von Ferhat Boudas Werk präsentiert das Fotografie Forum Frankfurt (FFF) auch Tagebücher des Künstlers mit Zeichnungen, Fotos und Texten in berberischer, französischer und deutscher Sprache. Kuratiert wurde die Ausstellung von Celina Lunsford, künstlerische Leiterin des FFF, und Co-Kuratorin Esra Klein.

Ferhat Bouda, 1976 geboren als Sohn einer Berberfamilie in Algerien, studierte Fotografie und ist Mitglied der Fotoagentur Agence VU. Seine preisgekrönten Foto-Essays sind in internationalen Zeitungen und Magazinen, darunter Le Monde, Geo, Paris Match, The New York Times und Spiegel veröffentlicht, seine Bilder in Frankreich und Deutschland ausgestellt worden. 2017 erhielt er ein Stipendium der Hessischen Kulturstiftung, 2020 wurde er mit dem Ellen-Auerbach-Stipendium für Fotografie der JUNGEN AKADEMIE/Akademie der Künste, Berlin, geehrt. FERHAT BOUDA. PHOTOGRAPHS AND DIARIES wird im Rahmen dieser Stipendien gefördert.

 www.fffrankfurt.org