Wien im Ausnahmezustand

Eine Stadt steht still

Leere Straßen und verwaiste Plätze – Raphael Fasching hat sich mit seiner Kamera auf einen Streifzug durch die Wiener Innenstadt begeben. In PHOTOGRAPHIE online berichtet der selbstständige Fotograf von seinen Eindrücken einer durch Ausgangsbeschränkungen veränderten Stadt.

Bei einem Spaziergang durch die Wiener Innenstadt wurde ich Zeuge einer geisterhaften Atmosphäre. “Wien steht still”, war mein Gedanke während ich mit meiner Nikon D500, einem 16-80mm und einem 200-500mm Tele einige Impressionen einfangen konnte.

Es ist Tag sieben des Ausnahmezustandes in Österreichs Hauptstadt. Wo ich auch hingehe, überall zeigt sich dasselbe Bild: Leere Straße und verlassene, einsame Plätze. Vereinzelt sind Passanten mit Schutzmasken zu sehen. Beginnend bei der Wiener Staatsoper spazierte ich fast alleine den Ring entlang, an dem man normalerweise von vielen anderen Spaziergängern, Massen an Touristen und hupenden Autos umgeben ist. Es war wie in einem Film, die Stimmung war surreal, schwer in Worte zu fassen. Wer einmal in Wien war, der weiß, was sich normalerweise hier im Zentrum abspielt.

Auf meinem Weg passierte ich bekannte Plätze, wie den Wiener Stephansdom, das Rathaus, das Burgtheater, die Hofburg sowie das Burgtor, die vorübergehend geschlossene Universität Wien, und eine menschenleere U-Bahnstation, in der man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Berühmte Einkaufsstraßen wie z.B. der Graben oder die Kärntnerstraße, in denen es normalerweise von Menschen nur so wimmelt, wirkten wie ausgestorben. Einzig und allein vor Supermärkten und Apotheken waren ein paar wenige Menschen zu sehen.

In Zeiten wie diesen bekommen banale Dinge, wie beispielsweise die Ampelmännchen, plötzlich eine ganz andere Bedeutung. Einst standen sie für Toleranz und Liebe, nun könnte man sie als Aufforderung oder Mahnmal sehen, Abstand zu wahren. Nichtsdestotrotz war es mehr als beeindruckend Österreichs Hauptstadt für ein paar Stunden ’nur für mich’ zu haben. Nicht weniger überwältigend war die Tatsache, dass sich der Großteil der Bevölkerung an die von der Regierung verhängte Ausgangsbeschränkung hält. Denn nur gemeinsam werden wir diese Krise überstehen!

Mehr Informationen zum Fotograf finden sich unter:

www.raphaelfasching.com