Edition Lammerhuber und Gerd Ludwig

„Der lange Schatten von Tschernobyl“

Am Sonntag, den 26. April 1986, explodierte im Atomkraftwerk von Tschernobyl nahe Prypjat, Ukraine, der Reaktor #4. 2021 jährte sich der größte Atomunfall der Weltgeschichte zum 35. Mal. „Es war die größte fotografische Herausforderung, die ich jemals erlebt habe. Die Umgebung war dunkel, laut und beklemmend. Der Adrenalinschub war unglaublich. Ich hatte maximal 15 Minuten Zeit, um eindringliche Bilder von einem Ort zu machen, den nur wenige jemals gesehen haben.“ Gerd Ludwig.

National-Geographic-Fotograf Gerd Ludwig hat in den letzten 20 Jahren Tschernobyl neun Mal besucht. Und er hat sich weiter als jeder andere Fotograf in den „Bauch“ von Reaktor #4 vorgewagt, um die größte nukleare Katastrophe der Geschichte zu dokumentieren. Mit packenden und berührenden Fotografien ist dieses Buch ein Buch des Erinnerns, denn Tschernobyl verschwindet. Im Wortsinn. Ein zweiter „Sarkophag“, das 2,2 Milliarden teure New Safe Confinement wird in Kürze das bekannte Bild des von der Explosion zerstörten Reaktors für immer hinter einer High-Tech-Konstruktion verschwinden lassen. Es ist aber vor allem ein Buch des Erinnerns an jene Menschen, die diese Tragödie durchleiden müssen.

„Mich treibt die Verpflichtung, im Namen von stummen Opfern zu handeln, um ihnen mit meinen Bildern eine Stimme zu geben. Bei meinem Aufenthalt in Tschernobyl habe ich viele verzweifelte Menschen getroffen, die bereit waren, ihr Leiden öffentlich zu machen – einzig beseelt von der Hoffnung, Tragödien wie jene in Tschernobyl zukünftig zu verhindern“, sagt Gerd Ludwig über sein fotografisches Vermächtnis.

Nobelpreisträger Michail Gorbatschow reflektiert in einem begleitenden Essay die Bedeutung der Ereignisse von Tschernobyl im Lichte der politischen Entwicklungen, die zum friedlichen Ende des „Kalten Krieges“ geführt haben. Zitate aus den Schriften von Nobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch bereichern das Buch.

Gerd Ludwig ist einer der renommiertesten Fotografen seiner Zeit. Er arbeitet seit 25 Jahren für National Geographic. Im Zentrum seines Interesses steht die Dokumentation der sozial- ökonomischen Veränderungen in den Ländern der ehemaligen Sowietunion nach dem Ende des „Kalten Krieges“. Ludwig hat zahlreiche Preise erhalten, unter anderem 2006 den Lucie Award als „International Photographer of the Year“. Gerd Ludwig wurde mit dem Dr.-Erich-Salomon-Preis 2014 ausgezeichnet.

Michail Gorbatschow war der letzte Präsident der Sowietunion. Er beendete den Kalten Krieg und ermöglichte die Deutsche Wiedervereinigung. Gorbatschow erhielt dafür 1990 den Friedensnobelpreis. Zum Zeitpunkt des Gaus in Tschernobyl war Gorbatschow gerade 13 Monate im Amt.

Swetlana Alexandrowna Alexijewitsch ist eine weißrussische Schriftstellerin. 2015 wurde ihr „für ihr vielstimmiges Werk, das dem Leiden und Mut in unserer Zeit ein Denkmal setzt“, der Nobelpreis für Literatur verliehen.

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