Berlin Photo Week feiert die Fotografie

Eröffnung mit Olaf Heine

Die Galerie Chaussee 36 läutet durch ihre Ausstellung “Saudade” mit Fotografien des renommierten Künstlers Olaf Heine am 10. Oktober das viertägige Event Berlin Photo Week ein. Kunst, Technik und Handwerk werden an vielen Veranstaltungsorten groß geschrieben.

Nach der viel beachteten Ausstellung „Women on View“ im Frühjahr 2019 meldet sich die Berliner Location Chaussee 36 im Herzen Berlins nach aufwändigen Ausbau- und Renovierungsarbeiten, pünktlich zum Auftakt der neuen Kunstsaison, mit drei Ausstellungen zurück.

“Saudade” (bras. Portugiesisch: Sehnsucht) zeigt rund 35, meist großformatige Arbeiten des renommierten Porträt- und Musikerfotografen Olaf Heine. Seit 2010 spürt er – mit viel Feingefühl für Formen und Texturen – die Seele Brasiliens nach und erfüllt  gleichzeitig Worte des legendären, brasilianischen Architekten Oscar Niemeyer mit Leben: „Das ganze Universum ist aus Kurven gemacht“. Kurven in der Architektur, in menschlichen Körpern und übertragen auch im Lebensgefühl. Und wenn alles aus Kurven gemacht ist, ist nichts gerade. Es geht dabei nicht nur um den Kurvenreichtum der Gebäude und der brasilianischen Frauen, sondern um eine Fortsetzung im Leben: Alles ist flexibel und in stetem Wandel.

Von der Intensität der Sehnsucht bis zur Leichtigkeit der Formen zeigt Olaf Heine uns ein faszinierendes Land in all seiner Vielfalt und Schönheit. Die wirkt umso erstaunlicher, wenn man die Schlagzeilen der letzten Wochen und Monate verfolgt. Seit Präsident Jair Bolsonaro zu Beginn des Jahres das Amt von seinem Vorgänger übernahm, wird das Land mit brutaler Macht geführt, Kriminelle auf offener Straße exekutiert, Homosexuelle eingesperrt und die Zerstörung der Natur und des brasilianischen Regenwaldes vorangetrieben. In seiner Fotografie zeichnet Heine dagegen gerade jenen Sehnsuchtsort, den die erste Generation der brasilianischen Modernisten in Architektur, Literatur und Musik Mitte des 20. Jahrhunderts als ästhetischen Ausdruck einer sich zum positiv wandelnden, sozialen, politischen und urbanen Gesellschaft gestaltet hat. Eine Wunschvorstellung und vermeintliche Utopie, der manch einer gerade im tagesaktuellen Kontext mit Sehnsucht hinterherblickt: “Saudade”, bis zum 10. November.

Doch damit nicht genug: Unter dem Titel Chasing Dreams“ präsentiert Chaussee 36 einen der ganz großen Berliner Fotografen: Erwin Blumenfeld. In Zusammenarbeit mit dem Erwin Blumenfeld Estate und der legendären Howard Greenberg Gallery in New York werden ca. 40 fotografische wie experimentelle Darstellungen und Studien des weiblichen Körpers gezeigt; von seinen surrealistischen Akten aus der Pariser Zeit (1936 – 1941) bis hin zu seinen grafischen und illustrativen Arbeiten der 40er und 50er Jahre, nachdem der Künstler in die USA immigriert war. Die Einzelausstellung fächert somit das gesamte bildnerische Repertoire von Blumenfelds Vision des weiblichen Aktes auf und gibt gleichzeitig einen exquisiten Einblick in die technische Vielfalt eines der großen Fotografie-Ikonen. Bis 30. November.

Nach Fall der Berliner Mauer sowie der Abschaffung der Grenzkontrollen innerhalb Europas schien ein neues, mauerloses Zeitalter der Öffnung vor uns zu liegen. Doch im Zeitalter von Donald Trump und Co existieren weltweit mehr Mauern als 1989. Anlässlich des 30. Jubiläums des Berliner Mauerfalls widmet sich die Gruppenausstellung „Walls Come Tumbling Down!“ mit Arbeiten von Renaud De Gambs, Fanny Duval, Leonard Freed, Daniel Müller Jansen, Wolfang Krolow, Will McBride, Max Scheler, Kai Wiedenhöfer und Günter Zint diesem vergangenen und gleichzeitig brandaktuellem Thema. Neben Fotografien der Berliner Mauer stehen aktuelle Werke, die zeigen, dass die Spuren der Teilung bis heute im Stadtbild sichtbar sind. Mit Fotografien von Sperren und Abgrenzungen weltweit wird außerdem die Frage aufgeworfen, was all diese Mauern über den heutigen Zustand unserer Welt verraten. Bis 30. November.

www.chaussee36.photography

www.berlinphotoweek.com