20 Jahre Alfred Ehrhardt Stiftung

PORTRÄT EINES MULTITALENTS

Im Herbst begeht die Alfred Ehrhardt Stiftung ihr 20-jähriges Jubiläum und feiert dies mit einer umfangreichen Ausstellung vom 17. September bis zum 23. Dezember zum vielfältigen Werk Alfred Ehrhardts. Kuratiert wird die Jubiläums-Ausstellung von der Direktorin Dr. Christiane Stahl, den Kuratorinnen Stefanie Odenthal und Dr. Marie Christine Jádi sowie der Foto-Restauratorin Rosa Russo. Unter dem Motto „vier Frauen, vier Blicke“ zeigen sie persönliche Highlights aus dem Oeuvre Alfred Ehrhardts (1901–1984) und dem reichen Archivfundus der Stiftung.

Gezeigt werden Lieblingsstücke und Lieblingsgeschichten, noch nie gezeigte Arbeiten, bisher verschollene Werke sowie Archivalien, die darauf warten, dass nun ihr Geheimnis gelüftet wird. Das Universaltalent Alfred Ehrhardt wird in der ganzen Breite seines Schaffens präsentiert – von der Malerei, über die Fotografie bis hin zum Film, wobei Verblüffendes, Spannendes und Anregendes zu entdecken sein wird.

Erst kürzlich tauchte auf dem Dachboden des Sohnes des Künstlers Jens Ehrhardt eine Mappe mit unbekannten, hervorragenden Papierarbeiten auf, die zu Alfred Ehrhardts frühesten Kunstwerken zählen und einen seltenen Einblick in die Anfänge seines Kunstschaffens aus den 1920er-Jahren ermöglichen. Ein besonders hervorstechendes Blatt daraus wird mit anderen bisher wenig bekannten Gemälden und Zeichnungen gezeigt. Faszinierend an dieser Arbeit in Tempera auf Papier ist die Spachteltechnik, die auf Ehrhardts Materialkundeunterricht verweist, den er nach dem Vorbild der Bauhaus-Vorkurse hielt.

Eine wahre Überraschung hält die Präsentation der gefeierten Serie „Das Watt“ parat, aus einer ganz ungewohnten Perspektive beleuchtet. Der Formenvielfalt der abstrakten Strukturen im Sand stellen wir die unglaubliche Vielfalt an Möglichkeiten der fotografischen Reproduktion gegenüber. Anhand von zwei Motiven lernen die Besucher*innen die unterschiedlichen Materialien, Techniken, Bildgrößen und Publikationsformen aus dem Archiv der Stiftung kennen.

Erstaunliches bringt auch die exklusive Betrachtung des Foto-Negativs an sich ans Licht, welches ein eigenes Kapitel in der Ausstellung erhält. Ausgehend von einem Glasnegativ begeben wir uns gemeinsam mit den Besucher*innen auf Spurensuche nach den verborgenen Rätseln der Fotografie und der Schönheit dieser meist unsichtbaren Artefakte. Ein Negativ erzählt uns bei genauerem Hinsehen mit Lampe, Lupe und Mikroskop weitaus mehr als ein Positivabzug, bei dem es sich meist um einen Ausschnitt handelt, und ermöglicht so wichtige Rückschlüsse zu Forschung und Datierung.

Die noch gänzlich unentdeckte Reihe „Deutschlandfahrt 49“ vereint kurz und knapp alle Themen Ehrhardts und umfasst neben Natur- und Architekturaufnahmen auch abstrahierende Strukturstudien und Industriefotografien im Stile der Neuen Sachlichkeit. Ausgewählte Bilder geben einen Einblick in die Archivarbeit und zeigen, wie spannend es ist, Verwirrungen zu enträtseln und Motive geografisch ausfindig zu machen.

Ein besonderes Erlebnis bietet das kleine, hauseigene Kino, wo eine 30-minütige Kompilation aus den preisgekrönten experimentellen 35 mm Kurzfilmen von Alfred Ehrhardt aus den 1950er-Jahren vorführen, die neu digitalisiert nun erstmals in bester Qualität gezeigt werden können.

Höhepunkt des Jubiläums wird dann die Präsentation dieser Filme auf großer Leinwand sein: Die deutschlandweite, vom Hamburger Filmhistoriker Thomas Tode kuratierte Retrospektive zum 20. Geburtstag der Alfred Ehrhardt Stiftung startet am 19. November 2022 im renommierten Programmkino Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz.

www.aestiftung.de