Zu Besuch im Deutschen Kameramuseum

Altenheim für historische Technik

Text: Bernd Kieckhöfel

Das Deutsche Kameramuseum ist ein Paradies, nicht nur für Enthusiasten. Gegründet von Kurt Tauber, einem leidenschaftlichen Sammler und ehemaligen Lokalredakteur aus der Region, fand das Museum 2008 nach über zehn Jahren Suche endlich seine Heimat in der Marktgemeinde Plech. Heute besitzt es über 30.000 Exponate und zeigt davon auf 250 Quadratmetern eine beeindruckende Auswahl historischer Kameras, Projektoren, Laborgeräte und Fotos. „Wir möchten die Alltagsgeschichte der Fotografie präsentieren. Kameras, die viele irgendwann besaßen oder gerne haben wollten, die aber oft ein Traum blieben. Aber natürlich haben wir auch viele Exponate, die kaum einer kennt. Die Mischung macht’s“, erklärt Kurt Tauber.


Das Museum besticht durch Vielfalt und Originalität. Echte Highlights sind die monumentale, 4,40 Meter lange Falz-&-Werner-Reprokamera aus den späten 1920er-Jahren sowie ein vollständig eingerichteter Fotoladen mit Originaldekoration und einer alten Registrierkasse. Viele Besucher erleben hier eine Zeitreise durch die Geschichte der Fotografie und entdecken Geräte, die sie einst selbst besessen oder bewundert haben. „Hatte ich auch mal“, „Weißt du noch?“ oder „Hätte ich damals gerne gehabt“ sind häufig gehörte Sätze. Selbst Kinder und Ehefrauen lassen sich von der Begeisterung anstecken.

Fotoladen mit originaler Deko.

Die Struktur des Museums ist ungewöhnlich. Tauber gründete eine Stiftung, und 2011 entstand der Förderverein Deutsches Kameramuseum in Plech e. V. Diese Organisationsform ermöglicht es nicht nur, Spendenquittungen auszustellen, sondern verteilt auch die Verantwortung auf mehrere Schultern. Der Verein zählt rund 50 Mitglieder, von denen ein engagierter Kern den Betrieb ehrenamtlich am Laufen hält – angetrieben von eigener Begeisterung und dem Vergnügen der Besucher an den Exponaten. Besonders spannend sind die Momente, wenn Neuzugänge gesichtet werden. Kuriose Begebenheiten sind keine Seltenheit, wie etwa 900 Kameras in einem nur 25 Quadratmeter großen Zimmer zu inspizieren oder wenn ein Konvolut von 300 Schmalfilmkameras aus den Jahren 1930 bis 1950 ins Haus kommt.

Für Fotolaborgeräte hat das Museum einen eigenen Bereich eingerichtet.

Weniger beliebt sind administrative Aufgaben wie die Bestandsaufnahme und Katalogisierung, doch letztlich überwiegt die Freude an den neuen Schätzen der Sammlung.
Viele Ausstellungsstücke kommen als Spenden ins Museum. „In gute Hände abzugeben“ – mit diesem Gedanken trennen sich Sammler oder ihre Erben leichter von ihren wertvollen Stücken. So fanden auch eine Linhof-Großformatkamera, eine beeindruckende Leica-Sammlung inklusive einer Replik der Ur-Leica von 1914 und 100 Leitz-Diaprojektoren ihren Weg nach Plech. Hier werden sie als Zeitzeugen der Fotografie für die Nachwelt erhalten.

Virtueller 3D-Rundgang

Auch online ist das Deutsche Kameramuseum eine feste Größe: Die neue Website verzeichnet über zwei Millionen Page Impressions pro Jahr. Zurzeit sind 10.000 Bilder und Medien sowie 4.000 Objekte der Sammlung online. Bisher erzielte die Voigtländer Vito B die meisten Klicks, ein überraschendes Indiz für das Interesse an klassischen Kameras. Ob Foto-Fan oder Geschichtsinteressierter – das Deutsche Kameramuseum in Plech ist ein Ort, der historische Technik lebendig macht. Lassen Sie sich von der Vielfalt und dem Charme vergangener Zeiten inspirieren und entdecken Sie die Welt der Fotografie auf eine ganz besondere Weise!Wer das Museum nicht persönlich besuchen kann, hat die Möglichkeit, einen virtuellen Rundgang in 3D zu erleben:

www.kameramuseum.de/rundgang/ (Deutsches Kameramuseum, Schulstraße 8, 91287 Plech)     

 

Die 4,40 Meter lange Reprokamera stammt aus den 1920er-Jahren.

 

GRÜNDER UND LEITER DES MUSEUMS:

Kurt Tauber (Jahrgang 1951) kam 1970 als Volontär zum Donaukurier in Ingolstadt und war über vier Jahrzehnte als Redakteur und Fotoreporter für verschiedene Tageszeitungen in der Region tätig. Früh entdeckte er seine Sammelleidenschaft für Foto- und Filmgeräte. Diese Sammlung wurde später zum Grundstock für ein eigenes Museum. Nach jahrelanger Suche fand Tauber 2008 schließlich geeignete Räume in einer zur Gemeinde Plech gehörenden Schule. 2012 wurde das Deutsche Kameramuseum mit einem Festakt offiziell eingeweiht. Zu dieser Zeit beherbergte die Sammlung bereits 13.000 Exponate und ist seitdem stetig gewachsen. www.kameramuseum.de